„Obst verbindet“ in der Recyclingbörse

Von Hartmut Horstmann


HERFORD (HK). Bestimmt 80 Kunden seien am ersten Tag gekommen. Mahsum Kara vom Start-Up-Unternehmen „Obst verbindet“ ist mit der Zwei-Stunden-Premiere bei der Recyclingbörse in Herford mehr als zufrieden. Denn viele Kunden, das bedeutet auch: Viele Lebensmittel konnten
gerettet werden. Immer freitags wollen die Mitarbeiter des Unternehmens aus Bielefeld in der Zeit
von 10 bis 12 Uhr ihre Lebensmittel in Herford anbieten – und zwar am Standort der Recyclingbörse an der Kiebitzstraße.

Keine Konkurrenz zu den klassischen Tafeln

Die Waren, vor allem Obst und Gemüse, seien bis zu 50 oder 60 Prozent billiger als im Einzelhandel, sagt Mitarbeiter William Welk. Wert legt er auf die Feststellung, dass die im Jahr 2021 gegründete GmbH nicht mit den klassischen
Tafeln konkurrieren oder ihnen die Lebensmittel wegnehmen will. So bezieht „Obst verbindet“ die Waren nicht aus den Lebensmittelgeschäften, sondern setzt an einem früheren Zeitpunkt an:
„Bevor die Waren in die Läden kommen.“ Obst mit kleinen Fehlern zum Beispiel, Artikel, die vom Großhandel gar nicht erst an den Einzelhandel weitergegeben werden. Oder zum Beispiel Getränke, bei denen der Ablauf des Haltbarkeitsdatums bevorsteht: Auch diese würden
meist gar nicht mehr weitergegeben, weil die Restlaufzeit für den Verkauf zu knapp werde.
An diesem Punkt wird „Obst verbindet“ aktiv, rettet so gewaltige Mengen an Lebensmitteln
vor der Vernichtung. „Dafür zahlen wir auch etwas“, fügt Welk hinzu. Gelagert werden die Waren in Bielefeld, mit eigenen Fahrzeugen bringen die Mitarbeiter die Lebensmittel dann zu den etwa 100 Verteilerstationen. Einen Schwerpunkt bildet Bielefeld, aber es gibt auch Standorte – zum Teil Einzelpersonen – bis zur niederländischen Grenze oder bis Hamburg. Wer Lebensmittel haben
will, kann sie sich über die Homepage oder per WhatsApp bestellen. 50 Bestellungen lagen so für den ersten Tag an der Recyclingbörse vor. „Eine gute Zahl“, wie Welk meint. Weitere 30 Kunden kamen, ohne vorbestellt zu haben. Mahsum Kara geht davon aus, dass die Zahl steigen wird, wenn das Angebot bekannter ist. Das hofft auch Claudio Vendramin von der Recyclingbörse: „Vielleicht
bringt das Angebot ja auch uns neue Kundschaft.“ Von der Grundidee sei der Ansatz von „Obst verbindet“ auf jeden Fall interessant, denn es würden viel zu viele Lebensmittel weggeworfen.


Angebot könnte ausgeweitet werden

Für die Recyclingbörse sei es ungewohnt, mit einer GmbH zu kooperieren: „Aber das Projekt, Lebensmittel zu retten, ist unterstützenswert.“ Den Verteilerstandort an der Kiebitzstraße sieht er erst einmal als Test: „Es könnte auch ausgeweitet werden.“ Zu den Kunden der ersten Stunde zählt Michael Strathmann, der einen Karton voller
Mandarinen, Pfirsiche und Aprikosen mit nach Hause nimmt und so nicht nur Lebensmittel, sondern
auch vitamintechnisch sein Wochenende rettet. Lavenia Dornau ist aus Jöllenbeck mit Sohn Konstantin und Mutter Birgit angereist. Mit einer gut gefüllten Obstkiste fahren sie zurück gen
Heimat. Und sie wollen wiederkommen.