Familie Rodewald betreibt eine Verteilerstation für gerettete Lebensmittel in Scheden

© Thomas Schlenz

Erdbeeren, Kohlrabi, Äpfel, ja sogar noch haltbare Bratwurst – immer noch landen tonnenweise Lebensmittel auf dem Müll. Uta und Thomas Rodewald aus Scheden wollen dagegen etwas tun.

Scheden – Gemeinsam haben sie sich im Herbst vergangenen Jahres dazu entschlossen, eine Verteilerstation für Lebensmittel in den Räumen eines ehemaligen Bauhofs einzurichten. „Wir haben einen Bericht im Fernsehen gesehen, demzufolge die Lebensmittelverschwendung in letzter Zeit um 30 bis 50 Prozent angestiegen ist“, erläutert Uta Rodewald. Über eine Bekannte aus Scheden habe sie dann von dem Start-up-Unternehmen „Obst-Verbindet“ aus Bielefeld erfahren.

Dort können sich interessierte Kunden online eine Kiste mit Lebensmitteln wie Obst und Gemüse zusammenstellen und schicken lassen. Kunden könnten dann bei einer Verteilerstation in ihrer Nähe die bestellte Ware abholen, die per Lkw aus Bielefeld dorthin geliefert werde. Genauso wie bei Rodewalds in Scheden: Immer donnerstags zwischen 16.30 Uhr und 18.30 Uhr können die Kunden die am selben Tag angelieferte Ware dort abholen. Eine Mischkiste mit zehn Kilogramm Inhalt koste 16,50 Euro. Im Supermarkt liege der Wert für die gleiche Menge an Lebensmitteln derzeit bei schätzungsweise 30 bis 37 Euro. „Damit kann zum Beispiel eine Familie richtig Geld sparen“, sagt Uta Rodewald.

„Viel Ware wird bereits vernichtet, bevor sie überhaupt im Supermarkt landet, etwa weil Auberginen die falsche Größe haben oder weil die Verpackung falsch ist“, erklärt Uta Rodewald. Was genau sich in den Kisten befinde, sei jedes Mal eine kleine Überraschung: „Der Inhalt ist aber den Bildern aus dem Internet meist ziemlich ähnlich“, verrät Uta Rodewald. Neben Obst und Gemüse seien teilweise auch Einzelprodukte wie Pflanzen, Shampoo oder eben alles, was der Supermarkt nicht mehr haben wolle, im Angebot.

„Es ist ein Wahnsinn, was nach wie vor jeden Tag weggeworfen wird“, zeigt sich Uta Rodewald entsetzt. Aktuell gebe es beispielsweise auch Spargel, dessen Längen ungleichmäßig oder zu kurz für den Verkauf sei. „Sogar Millionen Jahre altes Steinsalz hat ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Das ist doch verrückt“, sagt Thomas Rodewald.

Die Verteilerstation in Scheden funktioniere wie eine Art Poststelle. „Wir retten Lebensmittel und schonen damit Ressourcen“, sagt Rodewald. Bei der Verteilung der Lebensmittel werde sie derzeit von 15 Ehrenamtlichen unterstützt, auch zwei Flüchtlingsfamilien zählten dazu. Jeder Helfer bekomme eine Kiste geschenkt.

Um die Kosten der Verteilerstation, wie beispielsweise Stromkosten, zu decken, erhalten die Rodewalds eine kleine Provision von Obst-Verbindet. „Aber dafür machen wir es natürlich nicht“, betont Rodewald. Die Verteilerstation in Scheden arbeite auch mit der Lebensmittelausgabe Dransfeld zusammen, die Freitag mit zwei gespendeten Kisten beliefert werde. Auch Flüchtlingsfamilien in Scheden und Meensen würden mit Spenden unterstützt, die in der Verteilerstation gesammelt werden. (Thomas Schlenz)

HINTERGRUND

Aussortiert, weil Ware nicht der Norm entspricht

Das Start-Up Obst-Verbindet wurde laut Webseite 2021 in Bielefeld gegründet. Durch die direkte Zusammenarbeit mit Erzeugern, Produzenten und Großhändlern rette das Unternehmen
Lebensmittel aus den unterschiedlichsten Handelsstufen der Lieferkette. Hauptsächlich gehe es dabei um Lebensmittel, die gar nicht erst den Weg in den europäischen Einzelhandel schaffen. Gründe dafür seien landwirtschaftliche Überproduktion, oder, dass die Ware nicht der Norm entspreche oder Schönheitsfehler habe. Als weitere Gründe werden ein kurzes oder überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum angeführt sowie Saisonartikel und Produktionsfehler. Das Unternehmen war mit dem Konzept 2022 für den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ vom
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft nominiert.
Die Verteilerstation in Scheden befindet sich im Birkenweg 12.
Info und Kontakt: 0160 527 44 10 oder per E-Mail: u.rowa@email.com
Internet: obst-verbindet.de/verteiler tsz

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